Eingeladen hatten die CDU Wiesloch und die Mittelstandsvereinigung (MIT) Rhein-Neckar. Hausherr war MLP, die für diese Veranstaltung das Audimax öffnete, und das wurde schnell mit einem Publikum gefüllt, das vor allem am Vortrag des dm-Gründers Götz Werner interessiert war, der seit Jahren mit seinem Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“ durch die Lande zieht und, so Moderator Hans-Dieter Siegfried, bereits 2011 auf Einladung der Bürgerstiftung sein „Grundeinkommen“ verteidigte.

Arbeitswelt ändert sich rasant
Auch bei der in Werners Vortrag sich anschließenden Diskussion zeigte sich, dass im Rahmen digitaler Transformation sich die Arbeitswelt schneller ändert als die Politik in der Lage sei, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Konsequent sei die Politik mit breiter Einflussnahme zu drängen, dies zu bewerkstellen. Dabei gehe es zum Beispiel um den Wegfall alter und Entwicklung neuer Berufsbilder sowie einen bundesweit vergleichbaren Bildungsplan einschließlich vergleichbarer Abschlüsse, sowie Mobilität und Steuervereinfachung sowie ein bedingungsloses Grundeinkommen, aber auch Erwerbstätigkeit von Ausländern.


Anregungen und Fragen

Viele dieser Fragen wurden an diesem Abend im MLP-Audimax diskutiert. Kaum jemand konnte eine endgültige Antwort geben, stattdessen gab es Anregungen zum Nachdenken durch die von Siegfried moderierten Diskussionsteilnehmer: Götz W. Werner, der in seinem Vortrag seine Gründe und Voraussetzungen zu einem bedingungslosen Grundeinkommen wie in zahllosen anderen Veranstaltungen darlegte sowie dem SA-Finanzvorstand Luka Mucic, der, so die Ankündigung: „aus erster Hand weiß, was die digitale Transformation für viele Firmen und die Gesellschaft bedeuten wird“. Außerdem Dr. Sascha Liebermann, Soziologie-Professor an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, der sich intensiv mit dem Themen „Bedingungsloses Grundeinkommen“ und „Freiheit statt Vollbeschäftigung“ beschäftigt; sowie Daniel Hacklenjos, Landesvorsitzender der MIT-Baden-Württemberg und Unternehmer in Südbaden, sowie Dr. Jörg Döring, Gründer der IT-Beratungsfirma „Detect Value GmbH“, der von Erfahrungen über Transformation bei den Unternehmungen sprach. Und schließlich als Politiker noch der CDU-Landtagsabgeordneter und früherer Bürgermeister von Mühlhausen, Karl Klein, der bestens mit kommunalen und landesweiten Gegebenheiten zu den Themen Wirtschaft, Finanzen und Innenpolitik vertraut ist, und nicht unbedingt ein Fan eines bedingungslosen Grundeinkommens ist, und meint „der Staat kann nur verteilen, was auch produziert ist.“

Altersarmut
Im Vorgriff auf sein neues Buch „1.000 Euro für jeden – Freiheit. Gleichheit. Grundeinkommen“ (Autoren: Werner und Adrienne Goehler) sprach Werner von einer Angst der Bevölkerung von zunehmender Armut und Erwerbslosigkeit. Der Unterschied zwischen Armut und Reichtum werde immer größer und wird vom Sozialstaat nicht ausgeglichen.

Für Werner fehle es an Ideen. Das bedingungslose Grundeinkommen sei ein bahnbrechendes Konzept um dem grundlegenden Wandel von Leben und Arbeit zu begegnen und die Menschen von Existenzangst zu befreien. Das bedingungslose Grundeinkommen sei einfach gerecht, finanzierbar und schaffe Sicherheit und Freiraum für Kreativität und Eigeninitiative. Es „gebe Arbeit ihren Sinn und dem Menschen seine Würde zurück.“Während fast alle Diskussionsteilnehmer von massivem Ungleichgewicht in der Arbeitsweilt sprachen und Sicherheit der Bürger anmahnten, das Grundeinkommen jedoch nur nebenbei erwähnten, sprach sich lediglich der Politiker Klein dagegen aus.

Die „Idee des Grundeinkommens sei nicht neu, es komme immer wieder hoch, sei ein verführerischer Gedanke und grundgefährlich.“ Für die anderen Diskussionsteilnehmer für die dieses Grundeinkommen sicherlich nicht in Frage komme, geht es auch nach deren Aussagen nicht um Sicherheit und Freiraum für Kreativität und Eigeninitiative, die von den erwähnten monatlich 1.000 Euro kaum zu bewerkstelligen sind. Das zeigte sich auch in der gesamten Diskussion, denn die „1.000 Euro“ wurden lediglich nur einmal von Klein erwähnt. Es wurde dabei auch nicht deutlich (leider auch nicht von Götz Werner) wer, ab welchem Alter, auch Familienmitglieder jeweils diese 1.000 Euro erhalten sollen. Vielleicht hätten (anstatt der Diskussionsrunde) eine direkte Befragung des Publikums an Werner dies klären können.Übrigens: Im Januar 2017 hatte sich in Baden-Württemberg ein Landesverband „BGE Bündnis Grundeinkommen“ mit dem Hinweis „Das bedingungslose Grundeinkommen ist jetzt wählbar“ gegründet. Vertreter der mit 18 Kandidaten für die Bundestagswahl im September aufgestellten Liste waren auch im MLP-Audimax anwesend.

hce

http://www.lokalmatador.de/article/838fe73212834efba8d77f1b73905e32/nachrichten/politik/bedingungsloses-grundeinkommen-fuer-alle